Zur Person:
Alexander Hahn, Jahrgang 1987, ehemaliger Bundesvorsitzender der Jungen Liberalen.
Was bedeutet Freiheit im Alltag?
Freiheit im Alltag bedeutet vor allem, keinen unnötigen Regulierungen ausgesetzt zu sein und weitestgehend tun und lassen zu können wonach einem der Sinn steht. Ich möchte in der Uni-Mensa selbst entscheiden können worauf ich Appetit habe. Und auch auf der Autobahn will ich mir nicht mit vorgeschobenen Argumenten vorschreiben lassen, wie schnell ich zu fahren habe. Und wenn ich abends noch spontan etwas besorgen muss, möchte ich nicht vor verschlossener Tür des Supermarktes stehen. All das sind nur kleine Beispiele des Alltags, die deutlich machen, dass Freiheit oftmals auch Lebensqualität bedeutet und politisch verteidigt werden muss.
Ich glaube schon, dass der Mensch zur Freiheit geboren wurde und danach strebt. Das zeigt schon der Blick in unsere Geschichte: In der Steinzeit konnte jeder weitestgehend tun und lassen was er wollte. Erst die zunehmende Zivilisation und das Zusammenleben vieler Menschen machen gewisse Regeln notwendig, um das Miteinander zu ermöglichen. Jedoch sollte hier gelten: So viele Regeln wie nötig, so wenige wie möglich!
Es ist ja nicht nur die Politik die Regeln setzt. Auch über die gesellschaftlichen Wertevorstellung haben sich Konventionen und Erwartungen breitgemacht, die jeden individuell einschränken. Ob beispielsweise durch familiäre- oder partnerschaftliche Bindung, oder den Job. Hier ist jeder tagtäglich gefragt Grenzen zu ziehen, Prioritäten zu setzen und seine Freiheiten für sich selbst zu definieren. Es ist schlichtweg unmöglich allen Erwartungen der Umwelt gerecht zu werden und glücklich ist auf Dauer nur der, der sich auch die Freiheiten nimmt die er für sich als wichtig erachtet.
„Vogelfrei“ ist aus meiner Sicht derjenige, der nach seiner individuellen Idealvorstellung lebt ohne sich durch Regeln und Konventionen einzuschränken. Entweder sie bieten ihm ausreichend Freiraum oder er verweigert sie. Das kann aber nur dann gut gehen, solange die Freiheiten anderer nicht bedroht und eingeschränkt werden. Wer für sich selbst diese absolute Freiheit in Anspruch nimmt, darf sich im Gegenzug auch nicht auf Regeln berufen. Ich selbst schätze den Schutz des Rechtsstaates und gewisse Rahmenbedingungen des Zusammenlebens und würde darauf persönlich nicht verzichten wollen. Wie schnell aus vermeintlicher „Vogelfreiheit“ letztendlich Chaos und Unfreiheit entstehen kann, beweist uns aktuell der Blick auf die Ukraine.
Hier halte ich es mit dem Zitat vom Philosophen Immanuel Kant:„Die Freiheit des einen endet dort, wo die Freiheit des anderen beginnt“ Dem ist aus meiner Sicht nichts hinzuzufügen.
Grundsätzlich müssen wir aufeinander Rücksicht nehmen und individuelle Vorstellungen von Freiheit respektieren und tolerieren. Das bedeutet für mich jedoch nicht, dass alles zwangsläufig über Vorschriften geregelt werden muss. Es ist letztendlich nicht anders als in einer guten Partnerschaft: Nur wer bereit ist auch Kompromisse einzugehen, kann bestehen. Aber eben keine staatlich diktierten Kompromisse, sondern Absprachen, die ein friedliches Miteinander möglich machen. Immer unter der Devise: Leben und leben lassen!
Natürlich gibt es große Ziele und Freiheiten, denen sich alle Menschen verpflichtet fühlen müssten. So müssen wir beispielsweise so verantwortungsbewusst mit unserer Erde umgehen, dass auch noch nachfolgende Generationen überhaupt jemals Freiheit erleben und davon profitieren können. Das gilt auch für die Menschenrechte. Freiheit darf kein exklusives Gut sein und jeder muss gleichermaßen daran teilhaben können und dürfen. Hier sind wir alle gefragt. Jeder kann tagtäglich einen bescheidenen Teil dazu beitragen, die Freiheit zu verteidigen und sie anderen zu ermöglichen.
Herzlichst
Euer
Adam Worozanski
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