Samstag, 23. Januar 2016

Alexander Hahn zum Thema: Freiheit

alexhahn


Zur Person: Alexander Hahn, Jahrgang 1987, ehemaliger Bundesvorsitzender der Jungen Liberalen.

Vor einigen Monaten sorgte auf den Straßen ein Plakat für Wirbel, welches die Rücken- Hinternansicht von sieben entblößten jungen Männern zeigte. Unter dem Foto stand der Slogan: Wer hätte gedacht, dass wir mal die Ideale der 68er verteidigen müssen? Mitinitiator der Kampagne war Alexander Hahn, der nach dem Ausscheiden der FDP aus dem Bundestag seinen Jungen Liberalen ein neues, attraktiveres und konstruktiveres Profil geben wollte. Er wollte seine Partei und die Gesellschaft an jene Wurzel erinnern, welcher die Liberalen ihren Namen verdanken: Freiheit.

Was bedeutet Freiheit im Alltag?


Freiheit im Alltag bedeutet vor allem, keinen unnötigen Regulierungen ausgesetzt zu sein und weitestgehend tun und lassen zu können wonach einem der Sinn steht. Ich möchte in der Uni-Mensa selbst entscheiden können worauf ich Appetit habe. Und auch auf der Autobahn will ich mir nicht mit vorgeschobenen Argumenten vorschreiben lassen, wie schnell ich zu fahren habe. Und wenn ich abends noch spontan etwas besorgen muss, möchte ich nicht vor verschlossener Tür des Supermarktes stehen. All das sind nur kleine Beispiele des Alltags, die deutlich machen, dass Freiheit oftmals auch Lebensqualität bedeutet und politisch verteidigt werden muss.

Ist der Mensch, so wie es in philosophischen Büchern steht, zur Freiheit geboren?


Ich glaube schon, dass der Mensch zur Freiheit geboren wurde und danach strebt. Das zeigt schon der Blick in unsere Geschichte: In der Steinzeit konnte jeder weitestgehend tun und lassen was er wollte. Erst die zunehmende Zivilisation und das Zusammenleben vieler Menschen machen gewisse Regeln notwendig, um das Miteinander zu ermöglichen. Jedoch sollte hier gelten: So viele Regeln wie nötig, so wenige wie möglich!

Welche Freiheiten muss man sich einfach nehmen?


Es ist ja nicht nur die Politik die Regeln setzt. Auch über die gesellschaftlichen Wertevorstellung haben sich Konventionen und Erwartungen breitgemacht, die jeden individuell einschränken. Ob beispielsweise durch familiäre- oder partnerschaftliche Bindung, oder den Job. Hier ist jeder tagtäglich gefragt Grenzen zu ziehen, Prioritäten zu setzen und seine Freiheiten für sich selbst zu definieren. Es ist schlichtweg unmöglich allen Erwartungen der Umwelt gerecht zu werden und glücklich ist auf Dauer nur der, der sich auch die Freiheiten nimmt die er für sich als wichtig erachtet.

Wie stellst du dir jemanden vor, der "vogelfrei" ist und ist es erstrebenswert?


„Vogelfrei“ ist aus meiner Sicht derjenige, der nach seiner individuellen Idealvorstellung lebt ohne sich durch Regeln und Konventionen einzuschränken. Entweder sie bieten ihm ausreichend Freiraum oder er verweigert sie. Das kann aber nur dann gut gehen, solange die Freiheiten anderer nicht bedroht und eingeschränkt werden. Wer für sich selbst diese absolute Freiheit in Anspruch nimmt, darf sich im Gegenzug auch nicht auf Regeln berufen. Ich selbst schätze den Schutz des Rechtsstaates und gewisse Rahmenbedingungen des Zusammenlebens und würde darauf persönlich nicht verzichten wollen. Wie schnell aus vermeintlicher „Vogelfreiheit“ letztendlich Chaos und Unfreiheit entstehen kann, beweist uns aktuell der Blick auf die Ukraine.

Was sind die Grenzen der persönlichen Freiheit


Hier halte ich es mit dem Zitat vom Philosophen Immanuel Kant:„Die Freiheit des einen endet dort, wo die Freiheit des anderen beginnt“ Dem ist aus meiner Sicht nichts hinzuzufügen.

Auf welche Freiheiten sollte man um des anderen Willens verzichten?


Grundsätzlich müssen wir aufeinander Rücksicht nehmen und individuelle Vorstellungen von Freiheit respektieren und tolerieren. Das bedeutet für mich jedoch nicht, dass alles zwangsläufig über Vorschriften geregelt werden muss. Es ist letztendlich nicht anders als in einer guten Partnerschaft: Nur wer bereit ist auch Kompromisse einzugehen, kann bestehen. Aber eben keine staatlich diktierten Kompromisse, sondern Absprachen, die ein friedliches Miteinander möglich machen. Immer unter der Devise: Leben und leben lassen!

Welche Freiheiten sollte man als Menschheit gemeinsam erstreben?


Natürlich gibt es große Ziele und Freiheiten, denen sich alle Menschen verpflichtet fühlen müssten. So müssen wir beispielsweise so verantwortungsbewusst mit unserer Erde umgehen, dass auch noch nachfolgende Generationen überhaupt jemals Freiheit erleben und davon profitieren können. Das gilt auch für die Menschenrechte. Freiheit darf kein exklusives Gut sein und jeder muss gleichermaßen daran teilhaben können und dürfen. Hier sind wir alle gefragt. Jeder kann tagtäglich einen bescheidenen Teil dazu beitragen, die Freiheit zu verteidigen und sie anderen zu ermöglichen.

In unserem alltäglichen sozialen, politischen, oder beruflichen Leben nehmen wir es oft hin, dass unsere individuelle Freiheit eingeschränkt wird. Kaum einer von uns geht mehr auf die Straßen um zu demonstrieren, oder tut in anderer Weise seinen Unmut kund, wenn sein persönlicher Handlungsraum beschnitten wird. Wir sollten uns dabei im Klaren sein, wie viel Lebensqualität durch solch eine „Duckmäuschenhaltung“ verloren geht. Alexanders Antworten zeigen uns Wege auf, wie wir wieder die „eigenen“ Freiheiten zurückgewinnen können und worauf wir zu achten haben, wenn wir global die Freiheit verteidigen wollen. Am heutigen 1. Mai, den Tag der Arbeit, möchte ich alle Leser dazu ermuntern für sich selbst ein Symbol zu finden, welches die Freiheiten, die einem wichtig sind, repräsentiert. Schaut euch jeden Tag dieses Symbol an und kämpft dafür bis zu eurem Lebensende, denn der Mensch ist zur Freiheit geboren! 

 Herzlichst 
 Euer Adam Worozanski

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