Sonntag, 31. Januar 2016

Florian Wess zum Thema: Authentizität

 

 Zur Person: Florian Wess, Jahrgang 1980, Modedesigner & IT- Boy. 

Durch die Übernahme unterschiedlicher Rollen im Leben wird der Mensch zum Menschen. Sein Charakter wird geformt und er lernt zu leben, zu überleben. Manchmal passiert es jedoch, dass eine der übernommenen Rollen so einengend ist, dass sie das Gesamtwesen schädigt und den Kern des wahren Selbst vollkommen unkenntlich macht. Im folgenden Interview mit Florian Wess erfahrt ihr, wie ihr dem Lug ausweichen und mehr an Möglichkeiten an Authentizität im Alltag leben könnt. 

Welche Definition gibst du persönlich dem Wort Authentizität?

Authentizität auszustrahlen, bedeutet für mich echt zu sein. Mich nicht zu verbiegen oder zu verstellen, nur weil andere mich in eine Schablone pressen möchten. Ich, zum Beispiel, bin, wie ich bin. Schrill, elegant. Ich bin Designer, IT-Boy, Sohn, Lebensgefährte. All diese Eigenschaften sind nie voneinander getrennt, sondern immer gleichzeitig und immer echt. Authentisch eben.

Muss man, um als authentisch zu gelten, das Herz auf der Zunge tragen?

Bei mir gilt schon immer die Devise: erst denken, dann reden! Trotzdem bin ich kein Fan davon nur das auszusprechen, was das Gro der Bevölkerung hören möchte. Ich sage immer das, was ich denke ohne darauf aus zu sein nur populär oder provokant zu sein.

Verstecken spielen, manipulieren, heucheln bringen in der heutigen Gesellschaft anscheinend einen schneller zum gewünschten Ziel. Was hältst du persönlich von ausgefeilten Machtinstrumenten?

Sicher gibt es viele Menschen, die diese Instrumente nutzen, wenn sie anders nicht an ihr Ziel kommen. Bei meiner Familie und mir ist das nicht notwendig. Wir nehmen uns Ziele vor und arbeiten dann sehr hart daran bis wir das Ziel erreicht haben. Dabei zu den Mitmenschen nett zu sein ist ja eine schöne Sache und nicht gleich Heuchelei. Hilfsbereit sein und Hilfe geben, egal auf welche Art und Weise, macht mein Herz und mich als Person glücklich.

Ehrlichkeit währt am längsten, ist ein gängiger Spruch. Darf man auch unehrlich sein, wenn es um die Selbstverwirklichung geht?

Wenn man in irgendeiner Form in der Öffentlichkeit steht, erwarten die Leute, dass man sein komplettes Leben darlegt. Nicht jedes private Detail ist aber für die Öffentlichkeit bestimmt. Selbst verwirklichen kann ich mich dann, wenn mein Berufsleben mit meinem Privatleben im Einklang ist. Das gelingt nur, wenn ich auch mal Dinge ganz privat machen kann. Ohne den Einblick und dem Interesse der Öffentlichkeit.

Welche Werte machen für dich einen vertrauenserweckenden Menschen aus?

Zuverlässigkeit, Authentizität, Loyalität und die persönliche Freiheit gegenüber Meinungen und Vorurteilen. 

Was hältst du von den gängigen "Freaks" ?

Was wäre die Gesellschaft ohne ihre Paradiesvögel? Nur ein grauer Einheitsbrei!

Wie können diese "Freaks" besser und vielleicht auch leichter durchs Leben gehen?

Menschen die sich optisch oder charakterlich vom Status Quo der Gesellschaft abheben, werden von vielen Menschen bewundert oder belächelt, da sie Dinge tun oder lassen können, die andere durch Beruf oder Lebenseinstellung nicht tun können. Wenn man erst mal den Status "Freak" hat, kann man sich quasi viel freier als andere bewegen, was das Leben sicherlich leichter macht. Auch als Freak sollte man jedoch nie seine Vertrauenswürdigkeit verlieren um wenigstens im Arbeitsleben ernst genommen zu werden. Zudem muss man wissen, dass manche Firmen oder Marken sich auf Grund des Freak- seins eine Zusammenarbeit nicht vorstellen können, manche jedoch genau danach Ausschau halten. Diese auf sich aufmerksam zu machen, ist die Kunst.

Welchen Rat hättest du an diejenigen, die konsequent authentisch sein und leben wollen und dadurch immer wieder an Wiederstände stoßen?

Man sollte seine Authentizität intelligent einsetzen, ohne sich zu verstellen. Nicht immer nur auf Provokation setzen, sondern auch mal auf andere eingehen und auch andere Meinungen akzeptieren. Die Akzeptanz erwartet man ja auch immer von den anderen. Mein Motto, welches ich gerne weitergebe: „Wenn nur die Vögel im Wald singen würden, die es wirklich gut können, wäre es ein sehr stiller Wald “

Um den Spagat zwischen Fremdbestimmung und Selbstverwirklichung hinzukriegen, muss die eigene Authentizität öfters beleuchtet und hinterfragt werden. Florians Antworten betrachte ich als eine Art von Taschenlampe, die in den Sackgassen der Selbstreflexion gutes und wegweisendes Licht spenden kann. 

 Herzlichst 

 Euer Adam Worozanski

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