Harald Steinhauer, Jahrgang 1951,
Komponist & Musikproduzent.
KOLUMNE Künstler damals- Künstler heute
Ich stelle mir vor, ich sitze auf einer
Bank im Münchner Leopoldpark. Meine Gitarre ist bei mir und ich
spiele die Hymne der 70/80er Jahre Sex and Drugs and Rock´n ` Roll
von Ian Dury. Diese Hymne wurde zu meinem Lebensmotto, welches mich
bis heute begleitet. Ich denke an die wilden Zeiten in Köln und
München. Saufgelage, Sex & Kifferpartys. Hemmungslos, als obs
kein Morgen geben würde. Ich war jung und unbeschwert und feierte
mit der Spider Murphy Gang, Peter Kent, Nicki, etc. große Erfolge.
Vielen, die heute noch aktiv im deutschen Musikbusiness tätig sind,
habe ich einen Namen gemacht. Doch was war notwendig, um in der
damaligen Zeit einen Namen zu bekommen. Es reichte damals nicht nur
aus gut auszusehen und eine top Stimme zu haben. Persönlichkeit war
entscheidend. Das Gesamtpaket sozusagen. Das ist was ich heutzutage
bei vielen selbsternannten „Künstlern“ vermisse. Ist es Kunst
auf einer Bühne rumzustockeln und Playback zu singen. Ist es Kunst
mit freiem, durchtrainierten Oberkörper in einem Musikvideo zu
spielen? Ist es Kunst sich als Schauspielrin in einem Klatschblatt
als perfekte Ehefrau zu präsentieren? Wo ist die Provokation, die
einen echten Künstler ausmacht? Kunst an sich, sollte keine
Komfortzone sein. Kunst und Künstler sind dazu verpflichtet Dinge zu
hinterfragen, Dinge in provokativer Art zu beschreiben. Kunst sollte
wachrütteln und nicht schmeicheln. Ich wünsche mir in der
Kunstszene mehr Amy Winehouse, mehr Bob Dylans, Marylyn Monroes, Al
Pacinos, etc. Menschen, die Charakter haben und unbequem sind.
Menschen, die nicht nur eine Rolle spielen, sonder diese Rolle in
ihrer Gesamtheit auch personifizieren. Wer sich auf den Weg als
Kunstschaffender macht sollte zuerst seine Individualität erkennen
und die Schwächen und Stärken akzeptieren, auch kultivieren. Es
gibt nichts langweiligerers als eine aalglatte Person. Mein
Ratschlag, an all die jungen Musiker, Schauspieler, Artisten: Lebt
alles was ihr seid, was euch ausmacht. Geht offen mit all dem um, was
ihr als Sieg und Niederlage versteht. Kämpft um euren Platz und
euren Namen in der Welt, habt dabei Spass und vielleicht wird mein
Lebensmotto: Sex and Drugs and Rock´n ` Roll auch zu eurem.
Euer Harald Steinhauer